Sarah vom Küchenatlas hatte mir im Vorfeld der Januar-Blogparade "Lunch mit Nährwert und Mehrwert" einige Fragen über mein Essen fürs Büro und über Bento-Lebensart gestellt und ich habe diese sehr gerne beantwortet. Hier nochmal das Interview:
Liebe Danii, welchen Stellenwert hat für Dich ganz persönlich das Mittagessen?
Einen sehr hohen! Deshalb möchte ich nicht nur am Wochenende etwas Leckeres essen, sondern auch unter der Woche. Da ich beruflich sehr eingespannt bin, möchte ich mir in meiner Mittagspause nicht nur den Magen füllen sondern diese Zeit entspannt verbringen. Dazu gehört aus meiner Sicht eine ausgewogene Mahlzeit, die auch optisch ansprechend ist. Ein einfaches Wurst- oder Käsebrötchen macht zwar satt aber mir persönlich fehlt da der Genuss.
Also war zuerst Dein Wunsch nach genussreichem Lunch da und das hat Dich gewissermaßen zum Bento-Boxing gebracht?
Ja! Denn ich kann der japanischen Philosophie des Washoku sehr viel abgewinnen. Unter Washoku versteht man die harmonische Zubereitung und Darreichung von Nahrungsmitteln. Durch die ästhetische Verwendung ausgewogener Lebensmittel kann man kulinarische Harmonie beim Essen erreichen. Das hört sich jetzt vielleicht geschwollen an, aber wenn meine Kollegen mal wieder vor ihrem zerkochten Kantinenessen oder ihrem mitgebrachten Wurstbrot sitzen, ernte ich durchaus interessierte und manchmal neidische Blicke, wenn ich meine Box öffne und dort lauter kleine Leckerbissen zum Vorschein kommen.
Was macht das Bento-Boxing so interessant für Leute, die mittags ab sofort ausgewogener essen wollen?
Mit Bentos hat man sehr viele Möglichkeiten, sich leckeres und auch günstiges Essen vorzubereiten. Bei der Arbeit etwas Ausgewogenes zu essen, gestaltet sich nicht immer einfach. Wer über eine gute Kantine verfügt, in der frisch gekocht wird und wo es auch ein gutes Angebot an gesunden und täglich bezahlbaren Gerichten gibt, hat Glück. Aber bei wem ist das schon so? Hat man eine Bento dabei, dann isst man das, was man sich eingepackt hat. Wenn ich also gesund und ausgewogen essen möchte, packe ich mir dementsprechende Lebensmittel ein. Ich bin ja frei bei dem, was ich in so eine Box fülle, denn da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Man muss nur den inneren Schweinehund überwinden und zu den gesunden Sachen greifen.
Außerdem ergibt sich die Möglichkeit, verschiedene Essstile auszuprobieren. Einer Bento-Box ist es ja egal, ob man Vegetarisches, Veganes oder auch Rohkost einfüllt, hier zählen nur persönliche Präferenzen.
Also bessere Chancen, die Neujahrsvorsätze auch durchzuhalten, durch Abwechslung und Spannung in der Lunchbox?
Ja, bestimmt! Bentos machen einfach Spaß.
Welche Basis-Tipps würdest Du einem Bento-Neuling geben, der mit Hilfe der Bento Methode seine Ernährungsgewohnheiten umstellen, gesünder essen oder auch Gewicht verlieren möchte?
Bentos sind ja im eigentlichen Sinne keine Diät aber wenn man die „Bentoregel“ 3:2:1 einhält, hat man schon einen gesunden Imbiss. Mit 3:2:1 ist das Verhältnis der Zutaten gemeint. Ein ausgewogenes Bento sollte aus drei Teilen Kohlenhydraten, zwei Teilen Obst und Gemüse und einem Teil Proteine/Eiweiß bestehen. Natürlich muss man sich nicht sklavisch an diese Vorgabe halten, bei mir entsteht dieses Verhältnis meist von allein.
Als Kohlehydrate bieten sich Vollkornprodukte und auch Kartoffeln an. Gemüse am besten als Rohkost oder gedünstet verwenden, so entfallen kalorienreiche Soßen. Als Eiweißlieferanten kann man neben mageren Fleisch oder Fisch auch Hülsenfrüchte, Milch- oder Sojaprodukte ins Bento füllen. Wenn man dann noch darauf achtet, verschiedenfarbige Lebensmittel zu verwenden, erhöht sich der Nährwert nochmals enorm, denn Früchte und Gemüsesorten mit unterschiedlichen Farben enthalten auch unterschiedliche Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe.
Auch dadurch, dass ein Bento-Lunch für gewöhnlich nicht erhitzt sondern bei Zimmertemperatur genossen wird, ergeben sich Vorteile. Fettige Speisen schmecken kalt einfach nicht und auch Junkfood kommt im Bento nicht so gut. Stell‘ Dir doch mal kalte Pommes mit einem durchgeweichten Hamburger nach einer Nacht im Kühlschrank vor – lecker oder?
Am Anfang wird es etwas ungewohnt sein, nur kalt zu essen, deshalb empfiehlt es sich vielleicht, mit Salaten zu beginnen. Hier sollte man das Dressing allerdings separat abfüllen, da Blattsalate und Ähnliches sonst matschig werden.
Im Übrigen sollten die Speisen immer gut gewürzt sein, denn im kalten Zustand schmecken sie sonst eher fad.
Welche Ausstattung und Erweiterungen braucht man Deiner Meinung nach mindestens, um aussichtsreich in’s Bento-Boxing
einzusteigen?
Diese Frage ist schnell beantwortet. Man benötigt nur eine gut verschließbare Box und etwas Kreativität. Meine ersten Bentos habe ich in ganz normalen Tupperdosen oder Lock&Lock Boxen zubereitet. Auch Brotdosen lassen sich gut verwenden. Die Behälter sollten nicht so groß sein, da sie durch das enge Befüllen sowieso relativ viel Inhalt fassen. Als Faustregel kann man das Volumen mit der Kalorienmenge gleichsetzen (600ml Inhalt entsprechen ungefähr 600 kcal). Flache Dosen eignen sich besser als hohe, da sich in letzteren die Zutaten schlechter arrangieren lassen.
Natürlich gibt es sehr viel schönes Bentozubehör! Aber Vorsicht: man kann da ganz schön viel Geld ausgeben. Für den Anfänger empfiehlt es sich, erst einmal in den eigenen Küchenschränken zu stöbern, meist geben die schon viel her! Party-Spieße und Zahnstocher kann man als Food-Sticks verwenden. Wem das nicht individuell genug ist, der verziert sie mit kleinen Papiermotiven oder Mascing Tape und hat so seine ganz individuellen Sticks und Picks.
Auch Bento-Cups und andere Hilfsmittel zum Trennen der einzelnen Bento-Bestandteile muss man nicht unbedingt teuer kaufen. Kleine Silikonförmchen für Muffins lassen sich dafür sehr gut zweckentfremden. Man kann auch Salatblätter und Gurkenscheiben benutzen, um Lebensmittel voneinander zu trennen. Oder einfach mal ein paar Verpackungen aufheben, reinigen und wiederverwenden. Kleine Joghurtbecher oder andere Einwegverpackungen… auch hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Ein paar erklärende Worte zu Food-Art?
Das ist ein weites Gebiet. Auf Bentos bezogen verstehe ich darunter eine besonders kunstvolle Art des Anrichtens. Meine Bentos zum Beispiel sind sehr selten kawai (niedlich) aber es ist mir trotzdem wichtig, dass mein Essen geschmackvoll angerichtet ist. Dazu gehören für mich Lebensmittel in ansprechenden Farben und Formen, die optisch ansehnlich in der Box zusammenspielen. Für mich sind da klare Strukturen sehr wichtig und bloß nicht so viel Durcheinander. Selbstverständlich dekoriere ich meine Bentos auch. Ich verwende dazu gerne Gemüse, das ich aussteche oder zurecht schnitze. Aber manchmal lasse ich einfach nur die Farben der einzelnen Zutaten wirken. Da können ein paar schwarze Sesamkörner auf einem leuchtend gelben Eigelb schon ein schöner Hingucker sein und ein Wurstbrot wird zum Kunstwerk. Denn was Kunst ist, entscheidet eh der Betrachter.
Wirklich aufwendige Charaben (Charakter Bento mit künstlerischen Motiven) bereite ich eher selten zu, denn dazu ist schon eine ordentliche Planung notwendig und meistens sprengen die mein eher begrenztes Zeitbudget.
Hand auf’s Herz: wie viel Zeit nimmt das Bento-Boxing tatsächlich in Anspruch, wenn man täglich (vielleicht auch noch mit künstlerischem Anspruch) seine Lunchbox packt? Kann man das im Arbeitsalltag überhaupt schaffen?
Das ist natürlich sehr unterschiedlich. Für ein kunstvolles Charaben braucht man schon einige Zeit und auch Bentos für Wettbewerbe können mit einigen Stunden bei der Zubereitung zu Buche schlagen. Aber ein einfaches Brot-Bento ist in gut 10 Minuten fertig. Ein etwas umfangreicheres Mittagessen zu packen dauert ca. eine halbe Stunde, wenn ich alles frisch zubereiten muss. Aber häufig wandern praktischerweise Reste des Abendessens in die Lunchbox und es muss nur noch etwas frisches Obst und Gemüse dazu gepackt werden. Wenn es abends zum Beispiel Pasta Bolognese gegeben hat, was spricht tags darauf gegen einen leichten Nudelslalat mit Hackbällchen fürs Büro?
Wenn es zeitlich mal eng wird, ist Couscous immer eine gute Grundlage für ein schnelles Bento. Es ist außerdem immer eine gute Idee, Zutaten fürs Bento-Boxing im Vorrat zu haben. In meiner Tiefkühltruhe liegen unter anderem immer ein paar Hackbällchen, Hühnerbeinchen oder Reis, um innerhalb kürzester Zeit etwas Leckeres zu zaubern.
Allgemein gilt wie immer: Übung macht den Meister! Die Routine beim Lunchpacking stellt sich schnell ein.
Ich bin voll berufstätig, also sind meine Bentos wohl das beste Beispiel dafür, dass man die auch im normalen Arbeitsalltag hinbekommt. Und ich finde, man sollte sich schon so viel wert sein, um für eine vernünftige Ernährung abends mal eine halbe Stunde Zeit zu investieren.
Da hast Du Recht! Mal abgesehen von der Ernährung, welche sonstigen Vorteile hat das Bento-Boxing denn so?
An erster Stelle ganz klar finanzielle! Fastfood und Kantinenessen ist ja nicht wirklich preiswert. Für ein Bento kann man aber sehr gut Reste verwenden bzw. hat durch eine gute Speisenplanung die notwendigen Zutaten sowieso vorrätig.
Ein weiterer Punkt ist Unabhängigkeit! Ein Bento-Lunch wird bei Zimmertemperatur gegessen, man kann es also mitnehmen und genießen, wann und wo man es gerne möchte. Ganz ohne Kantine, Bäcker, Geldautomat oder Mikrowelle. Außerdem hilft mir das Bento-Boxing, auf wenig verarbeitete und ökologisch angebaute Lebensmittel zurückzugreifen. Ich entscheide, woraus mein Mittagessen besteht und ich entscheide mich gegen künstliche Zusatzstoffe und Ähnliches.
Für die interessante Zusammenarbeit möchte ich mich nochmals bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet und ich hatte mal wieder die Gelegenheit etwas anspruchsvollere Bentos zurecht zumachen.